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Augenspiegel | Otoskop | Otoskopie

Das Otoskop („Ohrenspiegel“; von griechisch οὖς, Gen. ὠτός „Ohr“ und σκοπέω „betrachten“) ist ein Gerät des HNO-Arztes und des Hörgeräteakustikers zur Betrachtung und Untersuchung des äußeren Gehörganges einschließlich des Trommelfells (Otoskopie). Mittels der Otoskopie können Erkrankungen (Otitis externa), Fremdkörper oder Parasitenbefall des äußeren Gehörgangs sowie Veränderungen des Trommelfells diagnostiziert werden. Sie wird vom HNO-Arzt meist als erste Untersuchung bei Hörproblemen durchgeführt.
Dem Hörgeräteakustiker dient sie zur Beurteilung der Strukturen des äußeren Ohres, um entsprechende Otoplastiken für Hörhilfen fertigen zu können.
 

Geschichte

Das Otoskop ersetzte die seit dem 14. Jahrhundert beschriebenen Ohrenspekula. Der französische Militärarzt Jean-Pierre Bonnafont erfand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, konnte allerdings seine Erfindung nicht bekannt machen. Die heute üblichen Ohrtrichter verschiedener Größe, die auf Otoskope aufgesteckt werden waren die Ohrtrichter Anton von Tröltschs um 1860.
Der von Tröltsch entwickelte Hohlspiegel mit zentralem Blickloch besitzt eine Brennweite, die den räumlichen Verhältnissen des äußeren Gehörgangs entspricht. Das meist am Stirnband getragene Instrument erleichtert zusammen mit einem Ohrtrichter die Untersuchung von Gehörgang und Trommelfell im reflektierten Licht und eröffnet neue Möglichkeiten für die Diagnose der Erkrankungen des Ohres. Bis dahin wurden dazu vorwiegend Katheterisierung der Eustachi-Röhre und Auskultation sowie Inspektion des Gehörgangs im direkten Licht eingesetzt. Der Ohrenspiegel ist neben dem Stethoskop für über hundert Jahre ein häufig benutztes Symbol für den Beruf des Arztes.
Tröltschs bleibendes Verdienst ist es, mit Hilfe der von ihm verbesserten Untersuchungsmethoden, die Ergebnisse neuer pathologisch-anatomischer Forschung, die er ebenfalls aktiv betreibt, für die praktische Umsetzung in Diagnostik und Nosologie fruchtbar zu machen. Zusammen mit dem mehr chirurgisch tätigen Hermann Schwartze in Halle (Saale) und dem für die Entwicklung neuer therapeutischer Methoden bekannten Adam Politzer in Wien gehört Tröltsch zu den Begründern der modernen Ohrenheilkunde im deutschsprachigen Raum. Er legt die Grundlagen, um Erkrankungen des Ohres mit naturwissenschaftlicher Methodik zu erforschen und der Ohrenheilkunde die Anerkennung eines eigenständigen chirurgischen Fachs zu verschaffen. Zu einer Zeit, als beispielsweise Ohrentzündungen noch sehr häufig nicht erkannt oder mit unzureichenden Methoden behandelt werden und infolgedessen chronische Schwerhörigkeit und Hörverlust in allen Altersklassen vorherrschende Krankheiten im Krankengut eines Ohrenarztes sind, beweisen die neuen diagnostischen und therapeutischen Methoden schnell ihre Nützlichkeit und finden rasch Verbreitung.
Tröltschs Lehr- und Publikationstätigkeit war von großem Einfluss auf die weitere Entwicklung des Fachgebiets, insbesondere sein Lehrbuch der Ohrenkrankheiten und die Mitbegründung und Mitherausgeberschaft, zusammen mit Schwartze und Politzer, der Fachzeitschrift Archiv für Ohrenheilkunde tragen dazu bei. Das Lehrbuch erschien bis 1881 in insgesamt sieben Auflagen und wurde 1864 ins Englische (The surgical diseases of the ear) und 1870 von seinem Schüler Abraham Kuhn ins Französische (Traité pratique des maladies de l'oreille) übertragen. Das Archiv erscheint bis heute, seit 2004 unter dem Titel European archives of oto-rhino-laryngology and head & neck (ISSN 0937-4477). Mehrere Hochschullehrer und Begründer von Universitätsohrenkliniken sind Tröltschs Schüler, darunter Friedrich Bezold in München, Kurd Bürkner in Göttingen, Abraham Kuhn in Straßburg, Dagobert Schwabach in Berlin, Josef Georg Wagenhäuser in Tübingen und sein Nachfolger in Würzburg Wilhelm Kirchner.
Zwei von Tröltsch erstmals beschriebene taschenartige anatomische Strukturen am Trommelfell sind nach ihm benannt, Recessus anterior membranae tympanicae und Recessus posterior membranae tympanicae heißen auch vordere und hintere Tröltsch'sche Taschen. Die von ihm zur Manipulation im äußeren Gehörgang entwickelte knieförmige Hakenpinzette wird bis heute unverändert hergestellt und benutzt, sie trägt ebenfalls seinen Namen.
Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie vergibt den Anton-von-Tröltsch-Preis für herausragende wissenschaftliche Leistungen aus dem Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. © wikipedia
 

Das Otoskop heute

Das Otoskop heute unterscheidet sich nicht wesentlich vom altbekannten Ohrenspiegel. Es besteht heute aus einem Handgriff, der eine Batterie oder einen Akkumulator enthält, der Lichtquelle und einem Ohrtrichter, der in das Ohr eingeführt wird. Die Energiequelle sorgt für das bei der Otoskopie benötigte helle Licht. Bei der Beleuchtung kann entweder auf eine Xenon-Halogen-Lampe oder auch of eine LED-Beleuchtung zurückgegriffen werden. Die moderne LED-Beleuchtung benötigt wesentlich weniger Strom als die Halogen-Leuchten und ist deutlich langlebiger als diese Lampen.
Der Otoskopkopf  kann entweder mit einer direkten Beleuchtung (Lampe leuchtet direkt durch den Trichter) oder mit einer sogenannten Fiberoptik (F.O.) ausgestattet sein. Bei der Fiberoptik wird das Licht der Lampe über Galsfasern, die als Lichtleiter dienen in den Trichter geleitet, was eine störungsfreie Sicht durch den Trichter ermöglicht.